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1. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 260

1864 - Hannover : Hahn
260 denn die Schweden verursachten von da ab im offenen Kriege und auf dem Gebiet der Unterhandlungen den brannschweig-lüne- burgischen Herzogen viel mehr Herzeleid, als ihnen jemals der Kaiser verursachen konnte. Und diesen schlechten Tausch hatten sie noch obenein mit dem schönen Stift Hildesheim bezahlt! Denn darüber wird niemals Zweifel sein, daß keine Gewalt der Erde den Welfen jenes Gebiet entrissen haben würde, wenn diese den Besitz noch 6 Jahre, bis zum allgemeinen westphälischen Friedens- schlnß, aufrecht erhalten hätten! Es ist, wenn nach dem eigentlichen Grunde dieses unvortheil- haften Friedens gefragt wird, oft von einer hessischen Parthei die Rede gewesen, die ihn verschuldet haben sollte. Allein eine solche hat, wenigstens 1642, nirgend bestanden. Der Grund war allein die Getrenntheit der Häupter der regierenden welsischen Linien, die verschiedenen Interessen, die Jeder verfolgte, der Egoismus, womit Jeder nur sich, nicht das Ganze, betrachtete, und endlich abermals alle die genannten Motive, die sich zum zweitenmale in den Stände- kammern der verschiedenen welsischen Territorien wiederfanden und geltend machten. Mittlerweite stellte sich aber unter allen Partheien des großen deutschen Krieges nachgerade eben so gleichmäßig das Verlangen und das Bedürfniß nach einem allgemeinen Frieden heraus.*) Schon seit 1641 verhandelte man darüber hin und herz allein die sich herausstellenden Schwierigkeiten waren so groß, daß lange selbst über Vorfragen keine Einigung zu Stande gebracht werden konnte. Endlich war man so weit, daß am 11. Juni 1645 die förmliche Eröffnung eines Friedenscongresses erfolgen konnte. Da Osnabrück der Ort war, wo Schweden mit dem Hause Habsburg unterhandelte, so verhandelten die protestantischen Stände Deutsch- lands neben ihrem alten Verbündeten ihre Angelegenheiten gleich- falls hier. Für Friedrich von Lüneburg erschien der Kanzler Lan- genbeck, für August von Wolfenbüttel der Rath Köhler, und für Christian Ludwig v. Calenberg der geheime Rath Dr. Lampadius. Da der letztere unter den Abgeordneten des welsischen Hauses *) Putter, Geist des westphälischen Friedens. v. Meyern, westphälische Friedenshandlungen Vi. vol. Adam Adami, Relatio historica de pacificatione Osnabrugo- Monasteriensi. — \

2. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 311

1864 - Hannover : Hahn
311 Schweden und dessen König Kurl Xii. kriegten, mußte Kurfürst Georg Ludwig, weil seine Vorgänger den Frieden von Altona 1689 garantit hatten, als Theilnehmer aus Seiten des Letztern stehen. Allein der Frieden von Travendahl, 8. August 1700, der Schweden Alles, was man ihm, zu nehmen drohete, wieder von Neuem zugestand, setzte auch der Theilnahme Hannovers bei diesem Kriege bald ein Ziel. Es war dies zu derselben Zeit, wo Ludwig Xiv. ganz Europa durch den für die Große seines Hauses begonnenen spanischen Erb- solgekrieg in Bewegung setzte. Während mehrere deutsche Fürsten, unter Anderen die Kurfürsten von Cölln und Baiern, sich gradezu gegen den Kaiser lind Oesterreich ails die Seite Frankreichs stell- ten, hielt Kurfürst Georg Ludwig, seinen alten Versprechungen ge- mäß, treu zum Reich. Seine Truppen vereinigten sich mit freuen Eugen's und Marlborouglsts und fochten mit in der siegreichen Schlacht bei Höchstädt am 13. August 1704z die schon in Deutsch- land eingedrnngenen Franzosen wurden dadurch bis an den Rhein zurückgeworfen, iitib Kurfürst Georg Ludwig bekam 1707 den Ober- befehl über die Reichsarmee, um sie mit dieser auch von hier gänz- lich zu vertreiben. Allein dne schlechte Zucht und Haltung dieser Truppen, über welche, als berüchtigt genug, ewig geklagt un fr ge- spöttelr ist, verhinderte jeden eigentlichen Erfolg, und so mußte er sich begnügen, statt selbst in Frankreich einzudringen, die Franzo- sen nur von einem weitern Eindringen in Deutschland abznhalten. Das Hauptkriegstheater war während der Zeit in den Niederlan- den, wo die Schlachteil voil Olidenarde, 11. Juli 1708, und bei Malplaqnet, 11. September 1709, die blutigsten des ganzen Krieges, geliefert wurden. Bei den verbündeten Heereil besaildeil sich 17,000 Hannoveraner unter dem Oberbefehl deö Geiierals voll Bülow, initer ihnen allch der Kurpriilz Georg, der vom Vater angewleseil war, in der Schule Marlborouglsts das Kriegsweseil zu lernen, und sich auch bald dlirch Eifer und Mlith bei jeder Gelegenheit auszeich- nete. Georg Llidwig jedoch legte im Jahre 1709 freu Oberbefehl über die Reichsarmce, weil man nuf alle seine Vorschläge ziir Ver- besserung dleseö Corps nicht achtete, freiwillig wieder llieder. Ereigllisse in der nächsten Nähe feiner Staaten bestimmten ihn nicht weniger mit zu diesem Schritte. Aus dem schwedischen Kriege war der große nordische Krieg gegen Karl Xii. entstanden, der für diesen bckaniltlich mit der Schlacht bei Pliltawa 1709 ein

3. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 291

1864 - Hannover : Hahn
291 den anerkannte deutsche Reichsmacht. So glaubten denn einige benachbarte Staaten, unter denen auch Dänemark, Münster und Brandenburg, stch wohlfeilen Kaufs tu den Besitz der schwedischen Provinzen in Deutschland setzen zu können, namentlich von Bremen und Verden. Als stch jedoch diese Staaten nicht über das Eigen- thum der erst noch zu erobernden Provinzen einigen konnten, trat Georg Wilhelm schleunig zu, und nahm diese Gränzländer vom Mai bis August 1676 durch energisches Einschreiten für das wel- stsche Haus, das die meisten Interessen für deren Besitz hatte, in Gewahrsam. Freilich mußte diese Eroberung noch einmal den Schweden zurückgegeben werden, — so bestimmte man es auf dem europäischen Kongresse zu Nhmwegen 1678, welcher den Krieg gegen Lud- wig Xiv. endete. In Celle erfolgte am 26. Januar/5. Februar 1679 ein förmlicher Friedensschluß mit Schweden, welches durch Abtretung des Amtes Thedinghausen und der Vogtei Dörverden in den Wiederbesitz von Bremen und Verden kam. Jene abge- tretenen Stücke gelangten durch verschiedene Austauschungen später an Herzog Rudolf August von Wolfenbüttel. Schon immer stand Georg Wilhelm in den genauesten Be- ziehungen zu dem Prinzen Wilhelm von Oranien. Dessen Aussichten und Pläne auf England, die sich bald realisiren sollten, konnten nickt besser vorbereitet und erwogen werden, als mit einem so erfahrenen Fürsten und Politiker, wie Georg Wilhelm war. Ganz besoiiders aber muß iroch erwähnt werdeii, daß dieser 1689, als der letzte Fürst der in Sachsen-Lauenburg regierenden Lande, Julius Franz, am 20. September d. I. gestorbeii war, sich schiiell uiid mü größter Umsicht in den Besitz des herreiilosen Lan- des setzte. Lauenburg, zu den slavischen Eroberungen Heinrich des Löwen, und zwar zu den allodialeii Besitzungen des welsischen Hauses ge- hörig, ward liichts desto weniger im Laiife der Zeiteii davon ab- gerisseii, und kam unter eigene Herzöge. Nvii dieseii richtete Erich Iv. 1369 eine Erbverbrüderung mit den Herzögeii voii Braunschweig- Lüneburg ans; auf diese als nächstes Recht stch stützend, trat Georg Wilhelm als irächstberechtigter Herr des Landes auf, wies andere kompetenten der Erbschaft kräftig zurück und entschädigte Sachsen, das noch voii der Zeit des lüneburger Erbfolgekrieges als berechtigter Mitbewerber auftrat, mit 1,100,000 Gulden. Doch 19*

4. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 295

1864 - Hannover : Hahn
295 Hofdien erschuft, bei Festen und Moden; mehr noch selbst bei der Politik des Herzogs, die sich, wo sie nur konnte, auf die Seite Ludwig Xiv. und des Katholicismus neigte. Er versprach diesem König schon 1671 ein Hülfsheer von 10,000 Mann, gegen eine Subsidienzahlung von 480,Ooo Liv. Allein der Kaiser zwang Johann Friedrich, in demselben Kriege, wo jenes Corps gebraucht wurde, auch sein Neichs-Contingeut ¿u stellen, so daß also cs im- mer möglich gewesen wäre, daß sich einmal Kinder Eines Landes als Feinde hätten gegenüber stehen können. Nachher erhöhete Lud- wig Xiv. seine Subsidien noch um 240,000 Liv.; ein französi- scher General, Podewils, ward engagirt, um das auf 14,000 Mann gebrachte hannoverische Heer zu commandiren. Während Georg Wilhelm und Ernst August in ihrer Politik nur treue Reichs- stände und Verbündete ihres Kaisers waren, hatten sie allemal mit ihrem Bruder Johann Friedrich einen schweren Stand, um ihn ans ihre Seite zu ziehen, oder ihn wenigstens zu einer neutralen Stellung zu vermögen. Seine Neigung trieb ihn stets, Frankreich die thätigste Hülfe zu leisten. Nebenbei freilich wuchsen auch die Steuern und die Abgaben. Das Branntweinmonopol stammt ans dieser Zeit. Damit aber wuchs auch die Souveränetät des Regenten den Ständen gegen- über, und was in dieser Beziehung Christian Ludwig in seinen jungen Jahren vergeben hatte, ward von Johann Friedrich, freilich oft mit Härte und Strenge, wieder angebracht. Der Belagerung Brannschweigs von Seiten der wclstschen Fürsten im Jahre 1671, welche den Zweck hatte, diese Stadt unter den Gehorsam ihres rechtmäßigen Landesherrn ;u stellen, ist be- reits bei Herzog Georg Wilhelm erwähnt. Johann Friedrich wählte als Vergütung für seine Theilnahme den dortigen Relignien- schatz, den er nachher auf seinen italienischen Reisen noch bedeutend vermehrte, und der noch heutiges Tags zu den sehenswerthesten Alterthümern der Residenzstadt Hannover gehört. Auch überließ er bei dieser Gelegenheit an Georg Wilhelm gegen Abtretung der sogenannten kleinen Freien, Döhren, Wülfel und Lätzen, seine Berechtigung an den 5 dannenbergischen Aemtern. Gegen Ende des Jahres 1679 dachte er seine fünfte Reise nach Italien anzutreten; er kam jedoch nur bis Augsburg, wo er am 18. December schon längerer Krankheit erlag. Sein Körper ward in Hannover begraben, und die (Zeremonien bei dieser Ge-

5. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 339

1864 - Hannover : Hahn
339 eines Hannoveraners Alles, was zu entscheiden war, un Geiste einer von der brittischen getrennten Nationalität. Znm erstenmal nimmt ein geborner Engländer, der vermöge seiner Erziehung durch Lord Bute nur im Geiste der englischen Nationalität denken lind han- deln gelernt hat, den Thron des Kurfürstenthums Hannover ein. Zwar bleibt eine sogenannte deutsche Kanzlei für die Vorträge, dasselbe betreffend; allein der König vermag iiicht die Entscheidiingeli sofort ails sich selbst ;u erlassen, weil er die Verhältnisse zii weiiig kennt; in allen wichtigen politischen Fragen wird im englischen geheimen Rath erst die Entscheidung erwogen, ilm mit dem, was das größere Reich sonst gethan, vollkommeii übereiiizustimmen. Immer mehr erscheiiit Haniiover als Aiihängscl und Znbehörung Englaiids, mit dem es fcineti politischen Weltgang vereint zu machen hat. Zwei getrennte Reiche mit verschiedener Politik verschwinden wirklich und in der That der Sache nach, und es darf nicht wundern, ivenn man in den schwierigen Zeiten der französischen Revolution, als man einmal des Vortheils wegen dies getrennte System zweier ganz getrennter Reiche gern wieder aufgestellt hätte, dasselbe ganz nnb gar nicht weiter anerkennen wollte. Bei dem Regierungsantritt Georg Iii. 1760 war der 7jährige Krieg noch in vollem Gange, und die Theilnahme der hannoverschen Staaten daran dauerte fort. Der damalige Minister Lord Chatham (der ältere Pitt) wußte neue Subsidiengelder vom Parlamente zu erlangen, durch deren Hülfe der Krieg mit neuer Lebhaftigkeit unter dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig geführt werden konnte.. Seit 1761 schloß dieser wenigstens in Westdeutschland gegen die Franzosen jeden Feldzug unter günstigem Resultate, nnb Thaten, wie die Schlacht von Vellinghausen 16. Juli 1761, so wie die Eroberung von Kassel, sicherten ihm ein entschiedenes Ueber- gewicht. Dann aber ward man auch in England des Kriegs und der Subsidien müde. Georg schloß durch den Herzog von Bedford am 10. Februar 1763 vollkommenen Frieden mit Frankreich, in welchem Ludwig Xv. alle streitigen Besitzungen in Nordamerika an Eng- land abtrat und versprach, sich ganz vom preußischen Kriege zurück zu ziehen. Der Friede in Hubertsburg am 15. Februar 1763 endete dann auch den eigentlichen Krieg zwischen Preußen und Oesterreich. Von da ab konnten sich die hannoverschen Lande eines fast 22*

6. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 341

1864 - Hannover : Hahn
341 Zu derselben Zeit wurden durch freiwillige Werbung 3 Ba- taillons hannoverscher Truppen ausersehn, um zur Verstärkung der englischen Besatzung von Gibraltar zu dienen. Bekanntlich erfand ein Soldat unter ihnen eine verbesserte Methode für die Behandlung der glühenden Kugeln als Geschützwasse, wodurch nach dem eigenen Zeugnisse des Generals Elliot bei der denkwür- digen Belagerung von 1783 durch Vernichtung der Arxon'schen schwimmenden Batterien die Feste den Engländern erhalten wor- den ist. Zwei andere Bataillons dienten ferner zur Verstärkung von Port Mahon ans Minorka. Allein diese Insel konnte nicht erhal- ten werden; sie siel 1782 den Franzosen in die Hände. Außerdem wurden noch im Oktober 1782 in Stade zwei Regimenter Hannoveraner nach Indien eingeschifft, um hier im Dienste der Compagnie gegen Hyder Aly und die Franzosen zu streiten. Bei der Erstürmung von Cudalore zeichneten sich diese Truppen ganz besonders aus. Dann schien es, als wenn der sogenannte Fürstenbund noch einmal alle friedlichen deutschen Verhältnisse, also auch die der kur- fürstlich-hannoversschen Staaten, in Hader und Krieg verwandeln wollte. Bekanntlich starb mit dem Kurfürsten Maximilian Joseph die jüngere Linie des wittelsbach'schen Hauses in Baiern aus, und Karl Theodor von der Pfalz, der älteren Linie angehörig, war sein nächster Erbe; Oesterreich jedoch, zur bessern Abrundung seiner Staaten, vermochte ihm, gegen das Versprechen einer anderweitigen Entschädigung, die Zusage des Tausches der baierischen Lande abzulocken. Durch das Einschreiten Friedrich Ii. von Preußen und durch den baiersschen Erbfvlgekrieg, der sich im Frieden von Teschen am 13. Mai 1779 endete, ward damals das Projekt ver- hindert. Allein Joseph H. von Oesterreich knüpfte sofort nach dem Tode seiner Mutter Maria Theresia neue Unterhandlungen mit Karl Theodor an, in der Art, daß er diesem, bei einem Tausch den größten Theil der österreichischen Niederlande mit dem Titel eines Königs von Burgund für Baiern zusagte. Dagegen pro- testirte der nächste Nachfolger Karl Theodors, Herzog Karl von Zweibrücken, und rief die Hülfe Preußens für sich an. Dieses wendete sich unter dem Vorwände der Anfrechthaltnng des west- phälischen Friedens, der jeder deutschen Fürstenlinie den unge-

7. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 343

1864 - Hannover : Hahn
343 mit denen der Fürsten. So kam es am 27. August 1791 unter dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Preußen zu dem Vertrage von Pillnitz- welcher nachmals am 7. Februar 1792 durch das Bündniß von Berlin befestigt wurde. Beide Monarchen ver- pflichteten sich, falls sie angegriffen würden, z»> gemeinschaftlicher Vertheidigung, außerdem zur Aufrechthaltnng der Integrität und Verfassung des deutschen Reichs. Dagegen beschwerte sich der National-Couvent gegen die Unter- stützung der Emigranten, und nannte solche, als eine Unterstützung von Vaterlandsverräthern, eine völkerrechtwidrige Handlung. Als der neue Kaiser Leopold auch schon am 1. März 1792 gestorben war, erklärte daher der National-Couvent seinem gleicher Politik folgenden Erben Franz Ii. zuerst den Krieg (20. April 1792). An diesem ersten Neichskriege gegen Frankreich, der unter dem Herzoge von Braunschweig mit österreichischen, preußischen und hessischen Truppen eröffnet wurde, nahm Hannover keinen thätigeu Antheil, sondern zahlte allein seine gesetzlichen Geldbeiträge. Der Feldzug nahm bekanntlich ein unglückliches Ende, und schloß mit der Kanonade bei Valmy (20. September 1792) und dem un- glücklichen Rückzuge der Verbündeten. Frankreich, dadurch ermuthigt, erklärte am 21. September 1792 die ungetheilte Republik, was 511 weiteren Schritten, und endlich am 21. Januar 1793 zur Hinrichtung des Königs Ludwig Xvi. führte. Damit war aber der Ordnung aller Staaten in Europa zu nahe getreten, und England unter Georg Hl., der von da an der ausdauerndste Gegner der französischen Bewegung bis §u ihrem Ende blieb, vereinigte die meisten Fürsten zu einem neuen Bünd- nisse gegen die Königsmörder. Rußland, Sardinien, Spanien, Neapel, Preußen, Oesterreich. Portugal, Toscana und der Kirchen- staat gehörten dazu. An andere Staaten wurden Subsidicn ge- zahlt. Bei so allgemeiner europäischer Bewegung konnte das kleine Hannover nicht neutral bleiben, und seit 1793 nahm es mit seinen Truppen thätigen Antheil an den Feldzügen gegen Frankreich. Ein Armee-Corps, bestehend aus 13,000 Mann unter dem Feld- marschall von Freitag, bei denl sich auch die königlichen Prin- zen Ernst von Cumberland und Adolph von Cambridge befanden, bewegte sich nach Flandern zu, um sich dort mit dem größern Heere des Herzogs von Jork zu vereinigen. Hier nahm es Theil

8. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 344

1864 - Hannover : Hahn
344 an der siegreichen Schlacht von Famars (23. Mai 1793) und der darauf folgenden Einnahme von Valenciennes. Aber noch im Laufe des Jahres 1793 wandte sich das Glück der Waffen auf französische Seite. Nach der vergeblichen Belage- rling Dünkirchews, so wie nach der gegen Houchard verlornen Schlacht von Hondschoten mußten sich die Hannoveraner allenthalben zurückziehen. Der Feldzug von 1794, obwohl der Herzog von Jork aber- mals durch 9000 Hannoveraner llntersiützt wurde, brachte die Ver- bündeten gegen die jugendlich begeisterten Feldherrn der Republik noch mehr in Nachtheil. Eiil Ereigniß nur war cs, was den kriegerischen Ruhm der Hannoveraner auf's Höchste steigerte, — die Vertheidlgnng von Meniil. Dieses war dem General von Hammer- stein, unter dem der später so berühmte Scharnhorst die Artillerie commandirte, mit 2100 Mann übergeben. Bald war die kurz zu- vor ihrer Werke beraubte Festung von mehr als 20,000 Franzosen unter Moreau und Vandamme eingeschlosscn, so daß Entsatz nicht zu hoffen war. Nichtsdestoweniger wies Hammerstein jede Auffor- derung des Ergebens von sichz und als alle Mittel der Verthei- digung erschöpft waren, und die Stadt schon halb in Trümmern lag, schlllg er sich in der Nacht vom 29. auf den 30. April 1794 durch den zehnmal stärkern Feind, und brachte den größten Theil der Garnison in Sicherheit. Immer mehr häufte sich das Unglück. Im Oktober 1794 waren bereits Preußen und Oesterreicher über den Rhein, die eng- lisch-hannover'sche Armee über die Waal zurückgetrieben. Pichegru setzte dem Feldzug durch Eroberung Holland's die Krone ans. Die Engländer unter Abercrombie schifften sich im März 1795, ans ein Viertel ihres Bestandes zusammengeschmolzen, wieder ilach ihrem Vaterlande ein. Unter solchen Umständen schloß Preußen zur Vermeidung noch größerer Nachtheile mit der Republik Frankreich zu Basel am 5. April 1795 einen Separatfrieden. Eine Demarkationslinie (17. Mai), welche das nördliche vom südlicheil Delitschlaild absonderte, uild dem erstereil Neutralität zusagte, falls es feine Contingente vom Reichsheer znrückzöge, schützte deii westphälischen, und vorzüglich die beiden sächsischen Kreise vor weiterm Kriege, währeiid solcher gegen Oesterreich lind das südliche Deiitschland uniliiterbrochen fortwüthete. Haniiover war natürlich in diesen Bedingungen ein-

9. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 345

1864 - Hannover : Hahn
345 begriffen; die Emigranten mußten die hinter der Demarkationslinie liegenden Staaten verlassen. Die vornehmsten französischen Adle chen und Geistliche,: sah man abziehen, um anderwärts einen Aufenthalt zu erbetteln. Der Herzog von Artois hatte sich in Os- nabrück einquartiert, der Herzog von Provence mit Gefolge auf dem Schlosse zu Blankenburg; in Wolfenbüttel wohnten der Herzog von Castres und der Erzbischof von Rheims, in Braunschweig der Marschall Puysegur und sein Bruder, der Erzbischof von Bourges, nicht minder der Marschall Bouillü und Andere, der unzähligen geringeren Adlichen gar nicht zu gedenken. Als jedoch die Franzosen 1796 den Versuch machten, selbst gegen ihren eigenen Vertrag der Demarkationslinie zu ihrem eigenen Vortheil zu handeln, und immer mehr und mehr gradezu das Thal- bett des Rheins als Gränze für Frankreich forderten, ward ans einem niedersächsischen Kreistage in Hildesheim 1796 und 1797 über eine Trnppenanfstellnng und Unterhaltung an der Gränze des Cordons verhandelt; hieran nahm Hannover natürlich mit Theil, und die Franzosen ließen von nun an das nördliche Deutsch- land in Ruhe. Dagegen kriegten sie gegen den Kaiser vorerst in Italien weiter, und verlegten unter Bnonaparte bald nach zwei glücklichen Feldzügen den Kriegsschauplatz in das südliche Oesterreich. Dies führte zu den Präliminarien von Leoben (18. April 1797), denen am 17. Oktober der Destnitiv-Frieden von Campo-Formio folgte. Zn dessen geheimen Bedingungen willigte der Kaiser in die Ab- tretung des größten Theils des linken Rheinufcrs und versprach, seine Truppen vom Rhein in seine Erbstaaten zurückzuziehen. Gleich darauf ward ein allgemeiner Friedens-Congreß zu Rastadt eröffnet (9. December 1797), welchem auch die Aufgabe ge- stellt war, für die durch Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich verkürzten deutschen Fürsten und geistlichen Herren Ent- schädigungen ausznmachen. Allein es ergab sich bald, daß dieser Kongreß nicht zum Ziele führen konnte, denn noch während dessel- den traten die Franzosen mit solchem Uebermuthe ans, daß gegen einen solchen Zustand ein Kriegsftaud noch vorzuziehen gewesen wäre. Denn noch während den Verhandlungen schlossen die Fran- zosen alle festen Plätze am Rhein, die den Unterhandlungen noch einige Haltung hätten geben können, ein, und besetzten Mainz schon im December 1797 völlig. Ehrenbreitstein siel 1799 in ihre Hände.

10. Handbuch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig - S. 346

1864 - Hannover : Hahn
346 Somit zerschlug sich der ganze Kongreß, der durch die bekannte un- glückliche Repressalie, die Ermordung der abreisenden französischen Gesandten, nur Grund zu erhöheter Erbitterung der Nationen ge- worden ist. Es kam wieder zum Kriege. Oesterreich erschien mit seinen Heeren unter Erzherzog Karl ans dem Schauplatz. Rußland stellte unter Snwarow ein Hülfsheerz England hatte den Kampf gegen Frankreich nie anfgegeben und erst ganz kürzlich mit der Seeschlacht von Abnkir Frankreichs Seemacht vernichtet und dessen Expedition nach Egypten vereitelt. Aber alle gewonnenen Schlachten am Rhein, aller kriegerischer Ruhm der Russen in der Schweiz und Italien, so wie der Heere überhaupt, vermochten nichts gegen Frankreich, dessen Macht sich unter der Consnlar-Regiernng Napoleons immer mehr consolidirte. Rußland zog sich bald zurück, und Oesterreich mußte für das Reich am 9. Februar 1801 den Frieden von Lüneville abschließen, in dem nochmals die Abtretung des linken Rheinnfers und die Ent- schädignng der deutschen Fürsten ans deutschen Mitteln zugesagt wurde. England, das noch ein Jahr den Kampf fortsetzte, schloß mit Napoleon, der sich zum lebenslänglichen Consnl Frankreichs hatte erwählen lassen, am 27. März 1802 den Frieden von Amiens, und schien dadurch, wenigstens vorerst, den Widerstand gegen Frankreich ganz anfgegeben zu haben. Während dieser Ereignisse schien einmal die Lage des Knr- fürstenthnms Hannover eine ganz trostlose werden zu wollen. Hannover hatte sich, während England mit Frankreich Krieg führte, durch seine Theilnahme am Frieden zu Basel, als Mitglied der neutralen Staaten und durch die Demarkationslinie geschiitzt, — was, beiläufig gesagt, innerhalb der Jahre 1795—l 80 l zu einem Kostenaufwand von 8 Millionen Thalern führte, — die An- erkennung eines von England ganz getrennten selbstständigen Staates mit selbstständiger Politik erkauft. Als nach dem Frieden von Lüneville der Kaiser Paul von Rlißland aus einem Feinde der eifrigste Bewunderer und Anhän- ger Frankreichs und seines regierenden Consnls geworden war, trat er in Verbindung mit Schweden und Dänemark zu der soge- nannten „bewaffneten Nentralität"zusammen, um England nöthigen- falls mit Gewalt zur Ausübung eines andern Seerechts für die nen- trale Flagge zu zwingen. Diesem Bündniß war Preußen, von
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