260
denn die Schweden verursachten von da ab im offenen Kriege
und auf dem Gebiet der Unterhandlungen den brannschweig-lüne-
burgischen Herzogen viel mehr Herzeleid, als ihnen jemals der
Kaiser verursachen konnte. Und diesen schlechten Tausch hatten sie
noch obenein mit dem schönen Stift Hildesheim bezahlt! Denn
darüber wird niemals Zweifel sein, daß keine Gewalt der Erde
den Welfen jenes Gebiet entrissen haben würde, wenn diese den
Besitz noch 6 Jahre, bis zum allgemeinen westphälischen Friedens-
schlnß, aufrecht erhalten hätten!
Es ist, wenn nach dem eigentlichen Grunde dieses unvortheil-
haften Friedens gefragt wird, oft von einer hessischen Parthei die
Rede gewesen, die ihn verschuldet haben sollte. Allein eine solche
hat, wenigstens 1642, nirgend bestanden. Der Grund war allein
die Getrenntheit der Häupter der regierenden welsischen Linien, die
verschiedenen Interessen, die Jeder verfolgte, der Egoismus, womit
Jeder nur sich, nicht das Ganze, betrachtete, und endlich abermals
alle die genannten Motive, die sich zum zweitenmale in den Stände-
kammern der verschiedenen welsischen Territorien wiederfanden und
geltend machten.
Mittlerweite stellte sich aber unter allen Partheien des großen
deutschen Krieges nachgerade eben so gleichmäßig das Verlangen
und das Bedürfniß nach einem allgemeinen Frieden heraus.*)
Schon seit 1641 verhandelte man darüber hin und herz allein die
sich herausstellenden Schwierigkeiten waren so groß, daß lange
selbst über Vorfragen keine Einigung zu Stande gebracht werden
konnte. Endlich war man so weit, daß am 11. Juni 1645 die
förmliche Eröffnung eines Friedenscongresses erfolgen konnte. Da
Osnabrück der Ort war, wo Schweden mit dem Hause Habsburg
unterhandelte, so verhandelten die protestantischen Stände Deutsch-
lands neben ihrem alten Verbündeten ihre Angelegenheiten gleich-
falls hier. Für Friedrich von Lüneburg erschien der Kanzler Lan-
genbeck, für August von Wolfenbüttel der Rath Köhler, und für
Christian Ludwig v. Calenberg der geheime Rath Dr. Lampadius.
Da der letztere unter den Abgeordneten des welsischen Hauses
*) Putter, Geist des westphälischen Friedens.
v. Meyern, westphälische Friedenshandlungen Vi. vol.
Adam Adami, Relatio historica de pacificatione Osnabrugo-
Monasteriensi. —
\
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Lüneburg Friedrich August Christian_Ludwig_v Ludwig Adam_Adami
311
Schweden und dessen König Kurl Xii. kriegten, mußte Kurfürst
Georg Ludwig, weil seine Vorgänger den Frieden von Altona
1689 garantit hatten, als Theilnehmer aus Seiten des Letztern
stehen. Allein der Frieden von Travendahl, 8. August 1700, der
Schweden Alles, was man ihm, zu nehmen drohete, wieder von
Neuem zugestand, setzte auch der Theilnahme Hannovers bei diesem
Kriege bald ein Ziel.
Es war dies zu derselben Zeit, wo Ludwig Xiv. ganz Europa
durch den für die Große seines Hauses begonnenen spanischen Erb-
solgekrieg in Bewegung setzte. Während mehrere deutsche Fürsten,
unter Anderen die Kurfürsten von Cölln und Baiern, sich gradezu
gegen den Kaiser lind Oesterreich ails die Seite Frankreichs stell-
ten, hielt Kurfürst Georg Ludwig, seinen alten Versprechungen ge-
mäß, treu zum Reich. Seine Truppen vereinigten sich mit freuen
Eugen's und Marlborouglsts und fochten mit in der siegreichen
Schlacht bei Höchstädt am 13. August 1704z die schon in Deutsch-
land eingedrnngenen Franzosen wurden dadurch bis an den Rhein
zurückgeworfen, iitib Kurfürst Georg Ludwig bekam 1707 den Ober-
befehl über die Reichsarmee, um sie mit dieser auch von hier gänz-
lich zu vertreiben. Allein dne schlechte Zucht und Haltung dieser
Truppen, über welche, als berüchtigt genug, ewig geklagt un fr ge-
spöttelr ist, verhinderte jeden eigentlichen Erfolg, und so mußte er
sich begnügen, statt selbst in Frankreich einzudringen, die Franzo-
sen nur von einem weitern Eindringen in Deutschland abznhalten.
Das Hauptkriegstheater war während der Zeit in den Niederlan-
den, wo die Schlachteil voil Olidenarde, 11. Juli 1708, und bei
Malplaqnet, 11. September 1709, die blutigsten des ganzen Krieges,
geliefert wurden. Bei den verbündeten Heereil besaildeil sich 17,000
Hannoveraner unter dem Oberbefehl deö Geiierals voll Bülow, initer
ihnen allch der Kurpriilz Georg, der vom Vater angewleseil war,
in der Schule Marlborouglsts das Kriegsweseil zu lernen, und sich
auch bald dlirch Eifer und Mlith bei jeder Gelegenheit auszeich-
nete. Georg Llidwig jedoch legte im Jahre 1709 freu Oberbefehl
über die Reichsarmce, weil man nuf alle seine Vorschläge ziir Ver-
besserung dleseö Corps nicht achtete, freiwillig wieder llieder.
Ereigllisse in der nächsten Nähe feiner Staaten bestimmten
ihn nicht weniger mit zu diesem Schritte. Aus dem schwedischen
Kriege war der große nordische Krieg gegen Karl Xii. entstanden,
der für diesen bckaniltlich mit der Schlacht bei Pliltawa 1709 ein
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Ludwig Ludwig August Ludwig_Xiv Ludwig Georg_Ludwig Ludwig August Georg_Ludwig Ludwig Georg Georg_Llidwig Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Altona Schweden Europa Baiern Oesterreich Frankreichs Deutsch- Rhein Frankreich Franzo- Deutschland Niederlan-
291
den anerkannte deutsche Reichsmacht. So glaubten denn einige
benachbarte Staaten, unter denen auch Dänemark, Münster und
Brandenburg, stch wohlfeilen Kaufs tu den Besitz der schwedischen
Provinzen in Deutschland setzen zu können, namentlich von Bremen
und Verden. Als stch jedoch diese Staaten nicht über das Eigen-
thum der erst noch zu erobernden Provinzen einigen konnten, trat
Georg Wilhelm schleunig zu, und nahm diese Gränzländer vom
Mai bis August 1676 durch energisches Einschreiten für das wel-
stsche Haus, das die meisten Interessen für deren Besitz hatte, in
Gewahrsam.
Freilich mußte diese Eroberung noch einmal den Schweden
zurückgegeben werden, — so bestimmte man es auf dem europäischen
Kongresse zu Nhmwegen 1678, welcher den Krieg gegen Lud-
wig Xiv. endete. In Celle erfolgte am 26. Januar/5. Februar
1679 ein förmlicher Friedensschluß mit Schweden, welches durch
Abtretung des Amtes Thedinghausen und der Vogtei Dörverden
in den Wiederbesitz von Bremen und Verden kam. Jene abge-
tretenen Stücke gelangten durch verschiedene Austauschungen später
an Herzog Rudolf August von Wolfenbüttel.
Schon immer stand Georg Wilhelm in den genauesten Be-
ziehungen zu dem Prinzen Wilhelm von Oranien. Dessen Aussichten
und Pläne auf England, die sich bald realisiren sollten, konnten nickt
besser vorbereitet und erwogen werden, als mit einem so erfahrenen
Fürsten und Politiker, wie Georg Wilhelm war.
Ganz besoiiders aber muß iroch erwähnt werdeii, daß dieser
1689, als der letzte Fürst der in Sachsen-Lauenburg regierenden
Lande, Julius Franz, am 20. September d. I. gestorbeii war, sich
schiiell uiid mü größter Umsicht in den Besitz des herreiilosen Lan-
des setzte.
Lauenburg, zu den slavischen Eroberungen Heinrich des Löwen,
und zwar zu den allodialeii Besitzungen des welsischen Hauses ge-
hörig, ward liichts desto weniger im Laiife der Zeiteii davon ab-
gerisseii, und kam unter eigene Herzöge. Nvii dieseii richtete Erich Iv.
1369 eine Erbverbrüderung mit den Herzögeii voii Braunschweig-
Lüneburg ans; auf diese als nächstes Recht stch stützend, trat
Georg Wilhelm als irächstberechtigter Herr des Landes auf, wies
andere kompetenten der Erbschaft kräftig zurück und entschädigte
Sachsen, das noch voii der Zeit des lüneburger Erbfolgekrieges
als berechtigter Mitbewerber auftrat, mit 1,100,000 Gulden. Doch
19*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm August Rudolf_August_von_Wolfenbüttel Rudolf August Georg_Wilhelm Wilhelm Wilhelm Georg_Wilhelm Wilhelm Julius_Franz Franz Heinrich Heinrich Erich_Iv Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Deutschland Bremen Schweden Celle Schweden Vogtei_Dörverden Bremen England Sachsen-Lauenburg Lauenburg Lüneburg Sachsen
295
Hofdien erschuft, bei Festen und Moden; mehr noch selbst bei der
Politik des Herzogs, die sich, wo sie nur konnte, auf die Seite
Ludwig Xiv. und des Katholicismus neigte. Er versprach diesem
König schon 1671 ein Hülfsheer von 10,000 Mann, gegen eine
Subsidienzahlung von 480,Ooo Liv. Allein der Kaiser zwang
Johann Friedrich, in demselben Kriege, wo jenes Corps gebraucht
wurde, auch sein Neichs-Contingeut ¿u stellen, so daß also cs im-
mer möglich gewesen wäre, daß sich einmal Kinder Eines Landes
als Feinde hätten gegenüber stehen können. Nachher erhöhete Lud-
wig Xiv. seine Subsidien noch um 240,000 Liv.; ein französi-
scher General, Podewils, ward engagirt, um das auf 14,000 Mann
gebrachte hannoverische Heer zu commandiren. Während Georg
Wilhelm und Ernst August in ihrer Politik nur treue Reichs-
stände und Verbündete ihres Kaisers waren, hatten sie allemal mit
ihrem Bruder Johann Friedrich einen schweren Stand, um ihn
ans ihre Seite zu ziehen, oder ihn wenigstens zu einer neutralen
Stellung zu vermögen. Seine Neigung trieb ihn stets, Frankreich
die thätigste Hülfe zu leisten.
Nebenbei freilich wuchsen auch die Steuern und die Abgaben.
Das Branntweinmonopol stammt ans dieser Zeit. Damit aber
wuchs auch die Souveränetät des Regenten den Ständen gegen-
über, und was in dieser Beziehung Christian Ludwig in seinen
jungen Jahren vergeben hatte, ward von Johann Friedrich, freilich
oft mit Härte und Strenge, wieder angebracht.
Der Belagerung Brannschweigs von Seiten der wclstschen
Fürsten im Jahre 1671, welche den Zweck hatte, diese Stadt unter
den Gehorsam ihres rechtmäßigen Landesherrn ;u stellen, ist be-
reits bei Herzog Georg Wilhelm erwähnt. Johann Friedrich
wählte als Vergütung für seine Theilnahme den dortigen Relignien-
schatz, den er nachher auf seinen italienischen Reisen noch bedeutend
vermehrte, und der noch heutiges Tags zu den sehenswerthesten
Alterthümern der Residenzstadt Hannover gehört. Auch überließ
er bei dieser Gelegenheit an Georg Wilhelm gegen Abtretung der
sogenannten kleinen Freien, Döhren, Wülfel und Lätzen, seine
Berechtigung an den 5 dannenbergischen Aemtern.
Gegen Ende des Jahres 1679 dachte er seine fünfte Reise
nach Italien anzutreten; er kam jedoch nur bis Augsburg, wo er
am 18. December schon längerer Krankheit erlag. Sein Körper
ward in Hannover begraben, und die (Zeremonien bei dieser Ge-
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Johann_Friedrich Johann Friedrich Podewils Georg
Wilhelm Wilhelm Ernst August Johann_Friedrich Johann Friedrich Christian_Ludwig Ludwig Johann_Friedrich Johann Friedrich Georg_Wilhelm Wilhelm Johann_Friedrich Johann Friedrich Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Hannover Italien Hannover
339
eines Hannoveraners Alles, was zu entscheiden war, un Geiste einer
von der brittischen getrennten Nationalität. Znm erstenmal nimmt
ein geborner Engländer, der vermöge seiner Erziehung durch Lord
Bute nur im Geiste der englischen Nationalität denken lind han-
deln gelernt hat, den Thron des Kurfürstenthums Hannover ein.
Zwar bleibt eine sogenannte deutsche Kanzlei für die Vorträge,
dasselbe betreffend; allein der König vermag iiicht die Entscheidiingeli
sofort ails sich selbst ;u erlassen, weil er die Verhältnisse zii weiiig
kennt; in allen wichtigen politischen Fragen wird im englischen
geheimen Rath erst die Entscheidung erwogen, ilm mit dem, was
das größere Reich sonst gethan, vollkommeii übereiiizustimmen.
Immer mehr erscheiiit Haniiover als Aiihängscl und Znbehörung
Englaiids, mit dem es fcineti politischen Weltgang vereint zu machen
hat. Zwei getrennte Reiche mit verschiedener Politik verschwinden
wirklich und in der That der Sache nach, und es darf nicht wundern,
ivenn man in den schwierigen Zeiten der französischen Revolution,
als man einmal des Vortheils wegen dies getrennte System zweier
ganz getrennter Reiche gern wieder aufgestellt hätte, dasselbe ganz
nnb gar nicht weiter anerkennen wollte.
Bei dem Regierungsantritt Georg Iii. 1760 war der 7jährige
Krieg noch in vollem Gange, und die Theilnahme der hannoverschen
Staaten daran dauerte fort. Der damalige Minister Lord Chatham
(der ältere Pitt) wußte neue Subsidiengelder vom Parlamente zu
erlangen, durch deren Hülfe der Krieg mit neuer Lebhaftigkeit unter
dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig geführt werden konnte..
Seit 1761 schloß dieser wenigstens in Westdeutschland gegen die
Franzosen jeden Feldzug unter günstigem Resultate, nnb Thaten,
wie die Schlacht von Vellinghausen 16. Juli 1761, so wie
die Eroberung von Kassel, sicherten ihm ein entschiedenes Ueber-
gewicht.
Dann aber ward man auch in England des Kriegs und der
Subsidien müde. Georg schloß durch den Herzog von Bedford am
10. Februar 1763 vollkommenen Frieden mit Frankreich, in welchem
Ludwig Xv. alle streitigen Besitzungen in Nordamerika an Eng-
land abtrat und versprach, sich ganz vom preußischen Kriege zurück
zu ziehen. Der Friede in Hubertsburg am 15. Februar 1763
endete dann auch den eigentlichen Krieg zwischen Preußen und
Oesterreich.
Von da ab konnten sich die hannoverschen Lande eines fast
22*
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Extrahierte Personennamen: Georg_Iii Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Georg Bedford Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Englaiids Westdeutschland Kassel England Frankreich Nordamerika Hubertsburg Oesterreich
341
Zu derselben Zeit wurden durch freiwillige Werbung 3 Ba-
taillons hannoverscher Truppen ausersehn, um zur Verstärkung
der englischen Besatzung von Gibraltar zu dienen. Bekanntlich
erfand ein Soldat unter ihnen eine verbesserte Methode für die
Behandlung der glühenden Kugeln als Geschützwasse, wodurch
nach dem eigenen Zeugnisse des Generals Elliot bei der denkwür-
digen Belagerung von 1783 durch Vernichtung der Arxon'schen
schwimmenden Batterien die Feste den Engländern erhalten wor-
den ist.
Zwei andere Bataillons dienten ferner zur Verstärkung von
Port Mahon ans Minorka. Allein diese Insel konnte nicht erhal-
ten werden; sie siel 1782 den Franzosen in die Hände.
Außerdem wurden noch im Oktober 1782 in Stade zwei
Regimenter Hannoveraner nach Indien eingeschifft, um hier im
Dienste der Compagnie gegen Hyder Aly und die Franzosen zu
streiten. Bei der Erstürmung von Cudalore zeichneten sich diese
Truppen ganz besonders aus.
Dann schien es, als wenn der sogenannte Fürstenbund noch
einmal alle friedlichen deutschen Verhältnisse, also auch die der kur-
fürstlich-hannoversschen Staaten, in Hader und Krieg verwandeln
wollte.
Bekanntlich starb mit dem Kurfürsten Maximilian Joseph die
jüngere Linie des wittelsbach'schen Hauses in Baiern aus, und Karl
Theodor von der Pfalz, der älteren Linie angehörig, war sein
nächster Erbe; Oesterreich jedoch, zur bessern Abrundung seiner
Staaten, vermochte ihm, gegen das Versprechen einer anderweitigen
Entschädigung, die Zusage des Tausches der baierischen Lande
abzulocken. Durch das Einschreiten Friedrich Ii. von Preußen
und durch den baiersschen Erbfvlgekrieg, der sich im Frieden von
Teschen am 13. Mai 1779 endete, ward damals das Projekt ver-
hindert. Allein Joseph H. von Oesterreich knüpfte sofort nach dem
Tode seiner Mutter Maria Theresia neue Unterhandlungen mit
Karl Theodor an, in der Art, daß er diesem, bei einem Tausch
den größten Theil der österreichischen Niederlande mit dem Titel
eines Königs von Burgund für Baiern zusagte. Dagegen pro-
testirte der nächste Nachfolger Karl Theodors, Herzog Karl von
Zweibrücken, und rief die Hülfe Preußens für sich an. Dieses
wendete sich unter dem Vorwände der Anfrechthaltnng des west-
phälischen Friedens, der jeder deutschen Fürstenlinie den unge-
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_Joseph Maximilian Karl
Theodor_von_der_Pfalz Karl Friedrich_Ii Friedrich Joseph_H._von_Oesterreich Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Theodor Karl Karl_Theodors Karl Karl_von
Zweibrücken Karl
343
mit denen der Fürsten. So kam es am 27. August 1791 unter
dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Preußen zu dem
Vertrage von Pillnitz- welcher nachmals am 7. Februar 1792 durch
das Bündniß von Berlin befestigt wurde. Beide Monarchen ver-
pflichteten sich, falls sie angegriffen würden, z»> gemeinschaftlicher
Vertheidigung, außerdem zur Aufrechthaltnng der Integrität und
Verfassung des deutschen Reichs.
Dagegen beschwerte sich der National-Couvent gegen die Unter-
stützung der Emigranten, und nannte solche, als eine Unterstützung
von Vaterlandsverräthern, eine völkerrechtwidrige Handlung. Als
der neue Kaiser Leopold auch schon am 1. März 1792 gestorben
war, erklärte daher der National-Couvent seinem gleicher Politik
folgenden Erben Franz Ii. zuerst den Krieg (20. April 1792).
An diesem ersten Neichskriege gegen Frankreich, der unter dem
Herzoge von Braunschweig mit österreichischen, preußischen und
hessischen Truppen eröffnet wurde, nahm Hannover keinen thätigeu
Antheil, sondern zahlte allein seine gesetzlichen Geldbeiträge. Der
Feldzug nahm bekanntlich ein unglückliches Ende, und schloß mit
der Kanonade bei Valmy (20. September 1792) und dem un-
glücklichen Rückzuge der Verbündeten.
Frankreich, dadurch ermuthigt, erklärte am 21. September 1792
die ungetheilte Republik, was 511 weiteren Schritten, und endlich
am 21. Januar 1793 zur Hinrichtung des Königs Ludwig Xvi.
führte. Damit war aber der Ordnung aller Staaten in Europa
zu nahe getreten, und England unter Georg Hl., der von da an
der ausdauerndste Gegner der französischen Bewegung bis §u ihrem
Ende blieb, vereinigte die meisten Fürsten zu einem neuen Bünd-
nisse gegen die Königsmörder. Rußland, Sardinien, Spanien,
Neapel, Preußen, Oesterreich. Portugal, Toscana und der Kirchen-
staat gehörten dazu. An andere Staaten wurden Subsidicn ge-
zahlt.
Bei so allgemeiner europäischer Bewegung konnte das kleine
Hannover nicht neutral bleiben, und seit 1793 nahm es mit seinen
Truppen thätigen Antheil an den Feldzügen gegen Frankreich.
Ein Armee-Corps, bestehend aus 13,000 Mann unter dem Feld-
marschall von Freitag, bei denl sich auch die königlichen Prin-
zen Ernst von Cumberland und Adolph von Cambridge befanden,
bewegte sich nach Flandern zu, um sich dort mit dem größern
Heere des Herzogs von Jork zu vereinigen. Hier nahm es Theil
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Extrahierte Personennamen: August Leopold Leopold Franz_Ii Franz Ludwig Georg_Hl. Ernst_von_Cumberland Ernst Adolph_von_Cambridge
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Berlin Frankreich Frankreich Königs_Ludwig_Xvi Europa England Sardinien Spanien Neapel Oesterreich Portugal Frankreich
344
an der siegreichen Schlacht von Famars (23. Mai 1793) und der
darauf folgenden Einnahme von Valenciennes.
Aber noch im Laufe des Jahres 1793 wandte sich das Glück
der Waffen auf französische Seite. Nach der vergeblichen Belage-
rling Dünkirchews, so wie nach der gegen Houchard verlornen
Schlacht von Hondschoten mußten sich die Hannoveraner allenthalben
zurückziehen.
Der Feldzug von 1794, obwohl der Herzog von Jork aber-
mals durch 9000 Hannoveraner llntersiützt wurde, brachte die Ver-
bündeten gegen die jugendlich begeisterten Feldherrn der Republik
noch mehr in Nachtheil. Eiil Ereigniß nur war cs, was den
kriegerischen Ruhm der Hannoveraner auf's Höchste steigerte, — die
Vertheidlgnng von Meniil. Dieses war dem General von Hammer-
stein, unter dem der später so berühmte Scharnhorst die Artillerie
commandirte, mit 2100 Mann übergeben. Bald war die kurz zu-
vor ihrer Werke beraubte Festung von mehr als 20,000 Franzosen
unter Moreau und Vandamme eingeschlosscn, so daß Entsatz nicht
zu hoffen war. Nichtsdestoweniger wies Hammerstein jede Auffor-
derung des Ergebens von sichz und als alle Mittel der Verthei-
digung erschöpft waren, und die Stadt schon halb in Trümmern
lag, schlllg er sich in der Nacht vom 29. auf den 30. April 1794
durch den zehnmal stärkern Feind, und brachte den größten Theil
der Garnison in Sicherheit.
Immer mehr häufte sich das Unglück. Im Oktober 1794
waren bereits Preußen und Oesterreicher über den Rhein, die eng-
lisch-hannover'sche Armee über die Waal zurückgetrieben. Pichegru
setzte dem Feldzug durch Eroberung Holland's die Krone ans. Die
Engländer unter Abercrombie schifften sich im März 1795, ans ein
Viertel ihres Bestandes zusammengeschmolzen, wieder ilach ihrem
Vaterlande ein.
Unter solchen Umständen schloß Preußen zur Vermeidung noch
größerer Nachtheile mit der Republik Frankreich zu Basel am 5.
April 1795 einen Separatfrieden. Eine Demarkationslinie (17.
Mai), welche das nördliche vom südlicheil Delitschlaild absonderte,
uild dem erstereil Neutralität zusagte, falls es feine Contingente
vom Reichsheer znrückzöge, schützte deii westphälischen, und vorzüglich
die beiden sächsischen Kreise vor weiterm Kriege, währeiid solcher
gegen Oesterreich lind das südliche Deiitschland uniliiterbrochen
fortwüthete. Haniiover war natürlich in diesen Bedingungen ein-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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345
begriffen; die Emigranten mußten die hinter der Demarkationslinie
liegenden Staaten verlassen. Die vornehmsten französischen Adle
chen und Geistliche,: sah man abziehen, um anderwärts einen
Aufenthalt zu erbetteln. Der Herzog von Artois hatte sich in Os-
nabrück einquartiert, der Herzog von Provence mit Gefolge auf dem
Schlosse zu Blankenburg; in Wolfenbüttel wohnten der Herzog
von Castres und der Erzbischof von Rheims, in Braunschweig der
Marschall Puysegur und sein Bruder, der Erzbischof von Bourges,
nicht minder der Marschall Bouillü und Andere, der unzähligen
geringeren Adlichen gar nicht zu gedenken.
Als jedoch die Franzosen 1796 den Versuch machten, selbst
gegen ihren eigenen Vertrag der Demarkationslinie zu ihrem eigenen
Vortheil zu handeln, und immer mehr und mehr gradezu das Thal-
bett des Rheins als Gränze für Frankreich forderten, ward ans
einem niedersächsischen Kreistage in Hildesheim 1796 und 1797
über eine Trnppenanfstellnng und Unterhaltung an der Gränze
des Cordons verhandelt; hieran nahm Hannover natürlich mit
Theil, und die Franzosen ließen von nun an das nördliche Deutsch-
land in Ruhe.
Dagegen kriegten sie gegen den Kaiser vorerst in Italien
weiter, und verlegten unter Bnonaparte bald nach zwei glücklichen
Feldzügen den Kriegsschauplatz in das südliche Oesterreich. Dies
führte zu den Präliminarien von Leoben (18. April 1797), denen
am 17. Oktober der Destnitiv-Frieden von Campo-Formio folgte.
Zn dessen geheimen Bedingungen willigte der Kaiser in die Ab-
tretung des größten Theils des linken Rheinufcrs und versprach,
seine Truppen vom Rhein in seine Erbstaaten zurückzuziehen.
Gleich darauf ward ein allgemeiner Friedens-Congreß zu
Rastadt eröffnet (9. December 1797), welchem auch die Aufgabe ge-
stellt war, für die durch Abtretung des linken Rheinufers an
Frankreich verkürzten deutschen Fürsten und geistlichen Herren Ent-
schädigungen ausznmachen. Allein es ergab sich bald, daß dieser
Kongreß nicht zum Ziele führen konnte, denn noch während dessel-
den traten die Franzosen mit solchem Uebermuthe ans, daß gegen
einen solchen Zustand ein Kriegsftaud noch vorzuziehen gewesen
wäre. Denn noch während den Verhandlungen schlossen die Fran-
zosen alle festen Plätze am Rhein, die den Unterhandlungen noch
einige Haltung hätten geben können, ein, und besetzten Mainz schon
im December 1797 völlig. Ehrenbreitstein siel 1799 in ihre Hände.
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Somit zerschlug sich der ganze Kongreß, der durch die bekannte un-
glückliche Repressalie, die Ermordung der abreisenden französischen
Gesandten, nur Grund zu erhöheter Erbitterung der Nationen ge-
worden ist.
Es kam wieder zum Kriege. Oesterreich erschien mit seinen
Heeren unter Erzherzog Karl ans dem Schauplatz. Rußland stellte
unter Snwarow ein Hülfsheerz England hatte den Kampf gegen
Frankreich nie anfgegeben und erst ganz kürzlich mit der Seeschlacht
von Abnkir Frankreichs Seemacht vernichtet und dessen Expedition
nach Egypten vereitelt.
Aber alle gewonnenen Schlachten am Rhein, aller kriegerischer
Ruhm der Russen in der Schweiz und Italien, so wie der Heere
überhaupt, vermochten nichts gegen Frankreich, dessen Macht sich
unter der Consnlar-Regiernng Napoleons immer mehr consolidirte.
Rußland zog sich bald zurück, und Oesterreich mußte für das Reich
am 9. Februar 1801 den Frieden von Lüneville abschließen, in
dem nochmals die Abtretung des linken Rheinnfers und die Ent-
schädignng der deutschen Fürsten ans deutschen Mitteln zugesagt
wurde. England, das noch ein Jahr den Kampf fortsetzte, schloß
mit Napoleon, der sich zum lebenslänglichen Consnl Frankreichs
hatte erwählen lassen, am 27. März 1802 den Frieden von Amiens,
und schien dadurch, wenigstens vorerst, den Widerstand gegen
Frankreich ganz anfgegeben zu haben.
Während dieser Ereignisse schien einmal die Lage des Knr-
fürstenthnms Hannover eine ganz trostlose werden zu wollen.
Hannover hatte sich, während England mit Frankreich Krieg
führte, durch seine Theilnahme am Frieden zu Basel, als Mitglied
der neutralen Staaten und durch die Demarkationslinie geschiitzt,
— was, beiläufig gesagt, innerhalb der Jahre 1795—l 80 l zu
einem Kostenaufwand von 8 Millionen Thalern führte, — die An-
erkennung eines von England ganz getrennten selbstständigen
Staates mit selbstständiger Politik erkauft.
Als nach dem Frieden von Lüneville der Kaiser Paul von
Rlißland aus einem Feinde der eifrigste Bewunderer und Anhän-
ger Frankreichs und seines regierenden Consnls geworden war,
trat er in Verbindung mit Schweden und Dänemark zu der soge-
nannten „bewaffneten Nentralität"zusammen, um England nöthigen-
falls mit Gewalt zur Ausübung eines andern Seerechts für die nen-
trale Flagge zu zwingen. Diesem Bündniß war Preußen, von
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Snwarow Napoleons Napoleon Paul_von
Rlißland
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich England Frankreich Frankreichs Rhein Italien Frankreich Napoleons Oesterreich Rheinnfers England Amiens Frankreich Hannover England Frankreich Basel England Frankreichs Schweden England